11. August 2014
JCTR Workshop in Lusaka / Sambia
“Human Rights and Traditional Values / Cultural Practices” war das Thema eines Workshops am 10. und 11. Juli 2014, den Dr. Daniel Legutke, Menschenrechtsreferent der Deutschen Kommission Justitia et Pax und EDP e.V. Programmreferent Jörg Hilgers gemeinsam mit Leonard Chiti SJ, Direktor des Jesuit Centre for Theological Reflection (JCTR) in Lusaka durchführten. Die langjährige Partnerorganisation wird im Juni kommenden Jahres ein Exposure- und Dialogprogramm ausrichten, das sich einem komplexen Grundlagenthema menschlicher Entwicklung stellt. Menschenrechte gelten universell, sie sind unveräußerlich und unteilbar, sie stehen jedem Mensch zu, allein weil er oder sie Mensch ist. Die Menschenrechte sind voneinander abhängig (interdependent) und können nicht durch Verträge oder Gesetze aberkannt werden. Doch die Realität sieht in allen Ländern der Erde anders aus.
Gemeinsam mit Vertreter/-innen der Human Rights Commission of Zambia, der Zambia Civic Education Association, der Law Association of Zambia und Caritas Zambia sowie dem deutschen Botschafter Bernd Finke wurden Themenfelder erörtert, in denen mittels EDP konkrete Erfahrungen mit der Menschenrechtsrealität gemacht und Sensibilität für entwicklungsförderliche kulturelle Praktiken und Werte gewonnen werden können.
In zahlreichen Gesellschaften wird die Bedeutung der Menschenrechte durch soziale Praxis relativiert und nicht selten kulturellen Werten und Vorstellung untergeordnet. Kann ein ‚kultureller Vorbehalt‘ bei den Menschenrechten rechtens sein? Ein Beispiel: Ist das Recht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit wichtiger – oder weniger wichtig als die Tradition, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bestimmten kulturellen Praktiken zu unterwerfen? Zu dem Zweck, sie gemäß der eigenen Kultur in die lokale Gemeinschaft einzugliedern – auch wenn, aus der Perspektive der Menschenrechte betrachtet, diese Praktiken als Gewalt oder gar Missbrauch eingestuft würden?
„Auch wir in Deutschland und Europa haben zum Teil doppelte Standards“, betonte Botschafter Finke. Dies sei zu bedenken, wenn wir mahnend auf andere Länder und Kulturen zeigten. Caritas Programmleiter Eugene Kabilaka hinterfragte die oft in seinem Land zu hörende Rede von den ‚sambischen und afrikanischen Werten‘. Diese würden immer dann bemüht, wenn Menschenrechtsbefürworter von Vertretern des Staates dafür kritisiert werden, weil sie Verletzungen konkreter Menschenrechte anprangern. „Was soll das sein – ‚sambische Werte‘? Wir müssen immer wieder unserer kulturellen Praxis auf den Grund gehen und überprüfen, welche Werte wirklich wichtig für uns sind. Welche Werte fördern das Leben? Das sind unsere Werte! Ich bin, weil du bist! Du bist, weil ich bin!“ Für Kabilaka ist diese afrikanische Weisheit des Ubuntu eine wichtige Grundlage. Mildred Chama von der staatlichen Human Rights Commission und Judith Mulenga von der Civic Education Association sind überzeugt, dass das Wissen um konkrete Inhalte der Menschenrechte sehr gering ist. Deshalb engagieren sie sich in Bildungsprozessen zu Menschenrechtsthemen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen, auch in den lokalen Gemeinschaften. Genau hier wird das geplante EDP ansetzen. Alle Beteiligten einigten sich darauf, in den kommenden Monaten in ihren Organisationen zu überprüfen, in welchen Bereichen der Bildungsarbeit zu Menschenrechten Exposure-Erfahrungen am konkreten Beispiel gesammelt werden können. Insbesondere in den Themenfeldern Gewalt gegen Kinder und junge Frauen, Frühverheiratung von Mädchen und Land(rechts)konflikten. Botschafter Finke, der bereits 2012 am EDP zu ‚Cotton-made-in-Africa‘ in Sambia teilnahm, forderte: „Wir brauchen mehr Menschenrechtsbefürworter, überall. Nicht weil Menschenrechte eine Erfindung des Westens seien, das sind sie nicht. Die Menschenrechte schützen jeden von uns, überall. Deshalb sollte jeder auch für den Schutz der Menschenrechte eintreten. Egal wer wir sind und woher wir kommen!“